'Das Reizende' in Schopenhauer's 'The World as Will and Representation'  

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Das Reizende is a concept in Schopenhauer's The World as Will and Representation.

Reizen is German for:

  1. to irritate
  2. to excite
  3. to tease, tantalize
  4. to provoke

It is translated variously as 'charming', 'attractive' or 'exciting' by R. B. Haldane and J. Kemp. Hans Maes (Stanford Encyclopedia of Philosophy article on 'erotic art' by Hans Maes (2014)) translates it as 'stimulating'. Alex Neill (Better Consciousness: Schopenhauer's Philosophy of Value) prefers 'seductive'[1].

For Schopenhauer, it is a pejorative term, the opposite of the sublime.

Contents

Excerpt from chapter 40 from the third book[2]

Opposites throw light upon each other, and therefore the remark may be in place here, that the proper opposite of the sublime is something which would not at the first glance be recognised, as such: the charming or attractive [das Reizende]. By this, however, I understand, that which excites the will by presenting to it directly its fulfillment, its satisfaction. We saw that the feeling of the sublime arises from the fact, that something entirely unfavourable to the will, becomes the object of pure contemplation, so that such contemplation can only be maintained by persistently turning away from the will, and transcending its interests; this constitutes the sublimity of the character. The charming or attractive, on the contrary, draws the beholder away from the pure contemplation which is demanded by all apprehension of the beautiful, because it necessarily excites this will, by objects which directly appeal to it, and thus he no longer remains pure subject of knowing, but becomes the needy and dependent subject of will. That every beautiful thing which is bright or cheering should be called charming, is the result of a too general concept, which arises from a want of accurate discrimination, and which I must entirely set aside, and indeed condemn. But in the sense of the word which has been given and explained, I find only two species of the charming or attractive in the province of art, and both of them are unworthy of it. The one species, a very low one, is found in Dutch paintings of still life, when they err by representing articles of food, which by their deceptive likeness necessarily excite the appetite for the things they represent, and this is just an excitement of the will, which puts an end to all aesthetic contemplation of the object. Painted fruit is yet admissible, because we may regard it as the further development of the flower, and as a beautiful product of nature in form and colour, without being obliged to think of it as eatable; but unfortunately we often find, represented with deceptive naturalness, prepared and served dishes, oysters, herrings, crabs, bread and butter, beer, wine, and so forth [does Schopenhauer refer to Ontbijtstukjes?], which is altogether to be condemned. In historical painting and in sculpture the charming consists in naked figures, whose position, drapery, and general treatment are calculated to excite the passions [produce lust] of the beholder, and thus pure aesthetical contemplation is at once annihilated, and the aim of art is defeated. This mistake corresponds exactly to that which we have just censured in the Dutch paintings. The ancients are almost always free from this fault in their representations of beauty and complete nakedness of form, because the artist himself created them in a purely objective spirit, filled with ideal beauty, not in the spirit of subjective, and base sensuality. The charming is thus everywhere to be avoided in art.
There is also a negative species of the charming or exciting which is even more reprehensible than the positive form which has been discussed; this is the disgusting or the loathsome. It arouses the will of the beholder, just as what is properly speaking charming, and therefore disturbs pure aesthetic contemplation. But it is an active aversion and opposition which is excited by it; it arouses the will by presenting to it objects which it abhors. Therefore it has always been recognised that it is altogether inadmissible in art, where even what is ugly, when it is not disgusting, is allowable in its proper place, as we shall see later."

Summary in German

1) Gegensatz zwischen dem Reizenden und Erhabenen.

Das eigentliche Gegenteil des Erhabenen ist das Reizende, d. i. Dasjenige, was den Willen dadurch, dass es ihm die Gewährung, die Erfüllung unmittelbar vorhält, aufregt. Entsteht das Gefühl des Erhabenen dadurch, dass ein dem Willen geradezu ungünstiger Gegenstand Objekt der reinen Kontemplation wird, die dann nur durch eine stete Abwendung vom Willen und Erhebung über sein Interesse erhalten wird, welches eben die Erhabenheit der Stimmung ausmacht; so zieht dagegen das Reizende den Beschauer aus der reinen Kontemplation, die zu jeder Auffassung des schönen erfordert ist, herab, indem es seinen Willen durch demselben unmittelbar zusagende Gegenstände notwendig aufreizt, wodurch der Betrachter nicht mehr reines Subjekt des Erkennens bleibt, sondern zum Bedürftigen, abhängigen Subjekt des Wollens wird. (W. I, 244 fg.)

2) Verwerflichkeit des Reizenden in der Kunst.

Das Reizende, als dem Zweck der Kunst entgegenwirkend, ist ihrer unwürdig und ist überall in ihr zu vermeiden, weil es den Willen aufregt und dadurch jeder ästhetischen Kontemplation des Gegenstandes ein Ende macht. (W. I, 245 fg. Vergl. Ästhetisch und Kunst.)

3) Zwei Arten des Reizenden.

Die eine, recht niedrige Art des Reizenden ist im Stillleben der Niederländer zu finden, wenn es sich dahin verirrt, dass die dargestellten Gegenstände Esswaren sind, die durch ihre täuschende Darstellung den Appetit erregen. Die zweite, in der Historienmalerei und Bildhauerei vorkommende Art besteht in nackten Gestalten, deren Stellung, halbe Bekleidung und ganze Behandlungsart darauf hinzielt, im Beschauer Lüsternheit zu erregen. (W. I, 245.)

4) Freiheit der Antiken vom Reizenden.

German original text[3]

Weil die Gegensätze sich erläutern, mag hier die Bemerkung ihre Stelle finden, daß das eigentliche Gegentheil des Erhabenen etwas ist, was man auf den ersten Blick wohl nicht dafür erkennt: das Reizende. Ich verstehe aber hierunter Dasjenige, was den Willen, dadurch daß es ihm die Gewährung, die Erfüllung, unmittelbar vorhält, aufregt. – Entstand das Gefühl des Erhabenen dadurch, daß ein dem Willen geradezu ungünstiger Gegenstand Objekt der reinen Kontemplation wird, die dann nur durch eine stete Abwendung vom Willen und Erhebung über sein Interesse erhalten wird, welches eben die Erhabenheit der Stimmung ausmacht; so zieht dagegen das Reizende den Beschauer aus der reinen Kontemplation, die zu jeder Auffassung des Schönen erfordert ist, herab, indem es seinen Willen, durch demselben unmittelbar zusagende Gegenstände, nothwendig aufreizt, wodurch der Betrachter nicht mehr reines Subjekt des Erkennens bleibt, sondern zum bedürftigen, abhängigen Subjekt des Wollens wird. – Daß man gewöhnlich jedes Schöne von der heitern Art reizend nennt, ist ein, durch Mangel an richtiger Unterscheidung, zu weit gefaßter Begriff, den ich ganz bei Seite setzen, ja mißbilligen muß. – Im angegebenen und erklärten Sinn aber, finde ich im Gebiete der Kunst nur zwei Arten des Reizenden und beide ihrer unwürdig. Die eine, recht niedrige, im Stillleben der Niederländer, wenn es sich dahin verirrt, daß die dargestellten Gegenstände Eßwaaren sind, die durch ihre täuschende Darstellung nothwendig den Appetit darauf erregen, welches eben eine Aufregung des Willens ist, die jeder ästhetischen Kontemplation des Gegenstandes ein Ende macht. Gemaltes Obst ist noch zulässig, da es als weitere Entwickelung der Blume und durch Form und Farbe als ein schönes Naturprodukt sich darbietet, ohne daß man geradezu genöthigt ist, an seine Eßbarkeit zu denken; aber leider finden wir oft, mit täuschender Natürlichkeit, aufgetischte und zubereitete Speisen, Austern, Heringe, Seekrebse, Butterbrod, Bier, Wein u. s. w., was ganz verwerflich ist. – In der Historienmalerei und Bildhauerei besteht das Reizende in nackten Gestalten, deren Stellung, halbe Bekleidung und ganze Behandlungsart darauf hinzielt, im Beschauer Lüsternheit zu erregen, wodurch die rein ästhetische Betrachtung sogleich ausgehoben, also dem Zweck der Kunst entgegengearbeitet wird. Dieser Fehler entspricht ganz und gar dem soeben an den Niederländern gerügten. Die Antiken sind, bei aller Schönheit und völliger Nacktheit der Gestalten, fast immer davon frei, weil der Künstler selbst mit rein objektivem, von der idealen Schönheit erfülltem Geiste sie schuf, nicht im Geiste subjektiver, schnöder Begierde. – Das Reizende ist also in der Kunst überall zu vermeiden.

Es giebt auch ein Negativ-Reizendes, welches noch verwerflicher, als das eben erörterte Positiv-Reizende ist: und dieses ist das Ekelhafte. Eben wie das eigentlich Reizende erweckt es den Willen des Beschauers und zerstört dadurch die rein ästhetische Betrachtung. Aber es ist ein heftiges Nichtwollen, ein Widerstreben, was dadurch angeregt wird: es erweckt den Willen, indem es ihm Gegenstände seines Abscheus vorhält. Daher hat man von je erkannt, daß es in der Kunst durchaus unzulässig sei, wo doch selbst das Häßliche, solange es nicht ekelhaft ist, an der rechten Stelle gelitten werden kann, wie wir weiter unten sehen werden.

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