Dieter Krieg  

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Dieter Krieg (* 21. Mai 1937 in Lindau am Bodensee; † 26. November 2005 in Quadrath-Ichendorf) war ein deutscher Maler.

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Leben und Werk

Krieg studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe als Schüler von HAP Grieshaber und Herbert Kitzel und gehörte durch seine Lehrer zu einer Gruppe von Malern mit eigenständigen, individuellen Profilen, wie Walter Stöhrer und Horst Antes. Ab 1971 hat er Lehraufträge an der Kunstakademie in Karlsruhe und an der Städelschule in Frankfurt. 1978 wurde Krieg Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Er lebte und arbeitete in Quadrath-Ichendorf, einem Ortsteil von Bergheim. Krieg zählt zu den wichtigsten Malern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dieter Krieg gehört zu den stärksten, zugleich eigenwilligsten Malern seiner Generation. Er erregte in den 60er-Jahren bereits durch den radikalen Gestus seiner Malerei Aufsehen. Zusammen mit Horst Antes und Walter Stöhrer zählte Krieg zu den Vertretern der Neuen Figuration, die dem zu dieser Zeit vorherrschenden Primat der Abstraktion die Darstellung der menschlichen Figur entgegenstellten; jeder tat dies auf seine Weise, es gab keine Schulbildung. 1966 erhielt Dieter Krieg für seine bis zur Unkenntlichkeit verschnürten und bandagierten Körper-Darstellungen den Deutschen Preis der Jugend in Baden-Baden.

Getragen von einem sich ständig erneuerndem Impetus und mit einer allseits gegenwärtigen Bereitschaft zum Risiko entstand in den darauf folgenden vier Jahrzehnten ein Werk, dessen Position immer wieder aufgeschreckte, verstörte und in der Kunstkritik nicht nur auf einhellige Zustimmung stieß. Es bewegte zu jeder Zeit die Gemüter und provozierte unterschiedlichste Reaktionen. Doch der Erfolg und die hohe Reputation, die Dieter Krieg all die Jahre genoss, ist nicht nur an den zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, an denen er teilnahm, ablesbar, sondern auch an dem Lehramt als Professor an der traditionsreichen Kunstakademie in Düsseldorf, das er fast 25 Jahre innehatte und aus dessen Lehrtätigkeit zahlreiche Schüler mit großen internationalen Karrieren hervorgegangen sind.

Dieter Krieg war es immer um Inhalt zu tun; er ging den Sachen auf den Grund. Zunächst waren die Arbeiten konzeptuell ausgerichtet, so die "Malsch - Wannen" aus dem Jahr 1970, die "4-Watt Lampen" von 1972, die "Tännchen" von 72/73, so "Hoffnung Liebe Treue Neid Unschuld" von 1974, oder die Tonbandaufnahme "Allen Malern herzlichen Dank", realisiert innerhalb der Jahre 75-76: eine Lesung aller in den 36 Bänden des Thieme Becker gelisteten Künstlernamen.

Ende der 70er-Jahre brach Krieg die strenge, reduzierte Form seiner Malerei auf und überführte sie in eine malerische Wort- und Gegenstandswelt. Er trieb jetzt die malerische Form der Dinge an eine Grenze, an der Bekanntes in Befremden, auch Unbehagen sich verkehrte. Ins Monumentale getrieben, wurden Gegenstände aus ihrer real existierenden Welt erlöst und in einen Bildraum gestellt, in dessen emotional und psychisch aufgeladenem Kraftfeld sie eine neue Existenz erhielten. Die Wahrnehmung seiner Bildobjekte geriet hier nicht selten in ein ungeheuerliches und oft kaum in Worte zu fassendes Erlebnis. Zum Bildgegenstand konnte der menschliche Körper werden, oder Dinge, die in Bezug zu diesem stehen, Dinge, die der Mensch braucht, gebraucht und deren veränderte Zustände Leben, Krankheit oder Tod symbolisieren. Dieses Bildvokabular, das Stöcke, Kerzen, Thermometer, Salatköpfe, Fleischstücke, Blüten, Kreuze, Spiegeleier, Eimer, Bücher, Buchstaben, Watte, Schriftzüge und vieles mehr umfasst, wurde von Krieg über Jahrzehnte beibehalten, erweitert und immer wieder neu bearbeitet.

Die grandiose Darstellung von Gegenständen, denen ihre Vieldeutigkeit und Lebensbedeutsamkeit nicht von vornherein anzusehen war, ist die intellektuelle und malerische Leistung Kriegs. Ein großes Kraftfeld war dabei die Literatur. Der höchst belesene Maler Dieter Krieg benutzte die Literatur nicht als zusätzliche Autorität. Vielmehr waren die Worte aus Texten von Proust, Joyce, Sartre, Schmidt und anderen Autoren die Matrix einer vielschichtigen Malerei. In der Größe seiner Bilder ging es ihm nicht um Überwältigung. Vielmehr war seine Kunst eine Form des künstlerischen Parallelunternehmens zur Realität - und da ging es ohne große Bilder nicht ab.

Schon frühzeitig stellte Krieg in wichtigen Galerien und Museen aus, u.a. 1978 (zusammen mit Ulrich Rückriem) im Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig (Kurator Klaus Gallwitz). Zu seinem Werk erschienen zahlreiche Kataloge und Buchpublikationen. Gerade in den letzten Jahren rückte sein Werk und seine Form der malerischen Auseinandersetzung mit den Dingen des Lebens und des Todes immer stärker in den Blickpunkt.

2004 gründete er zusammen mit seiner Frau Irene († 2004) die Stiftung Dieter Krieg, die das künstlerische Werk bewahrt und sich um Publikationen und Ausstellungen kümmert.

Preise

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1966: Badischer Kunstverein, Karlsruhe
  • 1967: (bis 2000 mehrfach) Galerie der Spiegel, Köln
  • 1970: Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
  • 1972: Kunsthalle Darmstadt - Westfälischer Kunstverein, Münster - Kunsthalle Bielefeld - Frankfurter Kunstverein
  • 1976: (bis 1981 mehrfach) Galerie am Promenadeplatz, München
  • 1978: Deutscher Pavillon, Biennale Venedig (mit Ulrich Rückriem)
  • 1983: Von der Heydt-Museum, Wuppertal
  • 1984: Badischer Kunstverein, Karlsruhe - Oldenburger Kunstverein, Oldenburg
  • 1987: Städtische Galerie Nordhorn - Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
  • 1987: (bis 2002 mehrfach) Galerie Timm Gierig - Leinwandhaus, Frankfurt am Main
  • 1988: Galerie der Stadt Stuttgart
  • 1988: (bis 2005 mehrfach) Galerie Gmyrek, Düsseldorf
  • 1988: (bis 2006 mehrfach) Galerie manus presse, Stuttgart
  • 1989: Kunstverein Friedrichshafen
  • 1991: Kunstmuseum Düsseldorf und Marburger Universitätsmuseum, Marburg
  • 1993: Städtische Galerie Reutlingen - Hans-Thoma-Museum, Bernau/Baden - Forum Kunst Rottweil
  • 1996: Kunstverein Augsburg - Landesgirokasse Stuttgart - Galerie der Stadt Stuttgart
  • 1997: Orangerie Herrenhausen, Hannover - Galerie Michael Schultz, Berlin - Städtische Galerie Ravensburg
  • 1998: Kunstverein Krefeld - Kulturkreis Kornhaus, Weingarten
  • 1999: Städtische Galerie der Stadt Stuttgart - Staatliche Kunsthalle Baden-Baden - Von der Heydt-Museum, Wuppertal - Bielefelder Kunstverein
  • 2000: Trinitatiskirche, Köln
  • 2002: Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, München
  • 2003: Kunstverein Augsburg
  • 2004: Kunsthalle Rostock - Alte Spinnerei/Forum Kunst, Rottweil
  • 2005: (bis 2007 mehrfach) Gierig Frankfurt Kunstprojekte, Deutsche Bundesbank, Baker&McKenzie, Galerie Ardizon (Bregenz)
  • 2006: Museum Bochum - Kunst Museum Bonn - Arp Museum Bahnhof Rolandseck
  • 2008: Kunstmuseum Stuttgart (Retrospektive)

Gruppenausstellungen (Auswahl)

Zitate

  • "Ich sah in der Zeitschrift "Das Kunstwerk" Wiedergaben von neuen Bildern des 30jährigen Karlsruhers Dieter Krieg, die mir sehr merkwürdig erschienen. Sie waren keiner der jetzt modischen Malweisen zuzuordnen, erinnerten auch an keine der vergangenen, waren unrealistisch, ohne phantastisch, magisch, ohne surrealistisch zu sein..." (Marie Luise Kaschnitz in ihrem Buch "Tage, Tage, Jahre", 1966)
  • "Die Meisterschaft des Bildes triumphiert über die dargestellte Verkümmerung, so wie bei Beckett die Meisterschaft des Wortes über seine amputierten, gefesselten Gestalten triumphiert." (Peter Dittmar)
  • "Lieber Wäsche bügeln als malen" (Dieter Krieg auf einer Zeichnung)

Literatur

  • Dieter Krieg. Fritten und Brillanten. Kunstmuseum Stuttgart. Mit Beiträgen von Daniel Spanke, Simone Schimpf und Klaus-Gerrit Friese. Bielefeld 2008.
  • Rolf Gunther Dienst/Dieter Krieg: Wörtliche Malerei. Kunstmuseum Bonn. 108 Seiten. Mit Beiträgen von Dieter Ronte, Eduard Beaucamp und Texten von Samuel Beckett und Hermann Melville. 2006
  • Dieter Krieg. Macht nichts. Gezeichnete Bilder. 2 Bände. Hochformat Umfang 80 Seiten, Querformat Umfang 96 Seiten. Mit Texten von Volker Adolphs, Klaus Gerrit Friese, Hans Günther Golinski, Johann-Karl Schmidt und Dirk Teuber. Publikation der Stiftung Dieter Krieg. 2006
  • Dieter Krieg, Andreas Kühne, Beatrice Lavarini, Jürgen Lenssen: "Dieter Krieg, Kreuze und Blüten", Schnell & Steiner 2002, ISBN 3795415039
  • Dieter Krieg. Kunst ist der Zweck der Kunst. Erschienen zur Ausstellung in der Galerie der Stadt Stuttgart (1999), in der Kunsthalle Baden-Baden (1999) und im Von der Heydt-Museum Wuppertal (1999) mit Texten von Johann Karl Schmidt (Hrsg.), Lutz Casper, Klaus Gallwitz, Klaus Gerrit Friese u.a. 2 Bände.
  • Andreas Beaugrand, Klaus Gerrit Friese: "Dieter Krieg, Radierungen", 1999
  • Klaus Gerrit Friese: "Dieter Krieg, Zeichnungen", 1999
  • Dieter Krieg. Arbeiten 1965-1993. 2 Bände. Texte von Klaus Gallwitz, Klaus Gerrit Friese, Dieter Krieg und Jens C. Jensen, Galerie manus presse Stuttgart 1993.




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